> MOTORRAD > Yamaha MT-01

Nach 10 Jahren XJR suchte ich nach einer neuen Herausforderung. Irgendwie ist das Fahrern mit der XJR auch etwas langweilig geworden. Die MT hatte ich seit der vor einigen Jahren erschienenen Studie noch in guter Erinnerung. In 2006 machte ich eine Probefahrt, die mir ein breites Grinsen ins Gesicht hämmerte. Es war wohl mal wieder Zeit für einen V2. Und die 7 hinter dem Komman macht einfach an.Nach dem Jahreswechsel ging mir das Teil nicht mehr aus dem Sinn. Jedoch war ich noch unschlüssig, vor allen Dingen wegen der doch gewöhnungsbedürftigen Farbgebung, besonders der blaue Rahme ist doch sehr speziell. Seit dem Modelljahr 2007 wurden gefälligere Farben angeboten. Schließlich war dann noch der Preis etwas abschreckend. Zuletzt entschied ich mich für den Einkauf bei einem Grauimporteur, bei dem die Preise doch 1500-1700 unter dem eines offiziellen Yamaha-Händlers liegen. Und da ich mit dem ortansässigen Händler eh nicht die besten Erfahrungen gemacht habe, fiel die Entscheidung dann leichter. Da das Rockslate-Vorjahresmodell nicht mehr lieferbar war, ist es ein Modell 2007 in schwarz geworden. Nach 2 Wochen konnte ich das Eisenschwein abholen, sicherheitshalber machte ich gleich einen Werkstatttermin nach einer Woche. 1000 km sind ja nicht viel. 2 Tage mußte ich dann doch rumsitzen.


Erster Eindruck
Das Krad ist schon sehr speziell. Die Meinungen zu einigen Anbauteilen gehen schon sehr auseinander. Aber selbst eingefleischte Harley-Fahrer äußerten sich wohlwollend zur Maschine. Ebenso Leute, die sich sonst nicht für Motorräder interessieren, meinten, daß die MT "cool" aussieht.
Das Stockmaß erinnert mich etwas an eine Dogge, die Sitzhöhe leider auch. Irgendwo müssen ja 260kg verbaut sein. Nach der ähnlich schweren XJR bin ich dann doch von meinem Vorsatz abgewichen, nie mehr eine Maschine unter 100PS und mit mehr als 220kg zu kaufen. Man merkt der MT das Übergewicht gar nicht so an. Schon das Rausschieben aus der Garage geht erstaunlich leicht vonstatten. Hat man hier etwa Radlager besserer Qualität verbaut?
Der gigantisch anmutende Motor hat nach dem Start sofort 1000 U/min, egal ob kalt oder warm. Also kein jämmerliches Aufjaulen dank elektronischer Einspritzung. Im Stand kann man ein leichtes Schütteln vernehmen, der während der Fahrt in ein leichtes Brummeln übergeht. Anfängliches stärkeres Vibrieren in den Lenkerenden bei Geschwindkeiten > 130 km/h ist nach 2-3 tkm verschwunden. Wahrscheinlich haben sich die Motorteile etwas eingearbeitet. Der Auspuffsound ist schon erstaunlich laut für ein Krad aus 2007. Die 1700cm³ machen sich hier natürlich auch bemerkbar. Diese schieben den Haufen mit Vehemenz vorran. Da ist dann wieder das breite Grinsen. Locker und flockig wird man auf Überlandreisegeschindigkeit von 100km/h (;-))geschoben, bei einer niedrigen Drehzahl von ca.2100 U/min. Also dem halben Drehzahlniveau einer nicht gerade schwachbrüstigen XJR mit 125 PS. In den vergangen 10 Jahren Reihenvierer sind die Drehzahlen in Fleisch und Blut übergegangen. Da braucht man keinen Tacho mehr. Und jetzt: kurz am Kabel gezogen, zwei mal hochgeschaltet, und schon hat man 80 Sachen drauf. Und da muß man sich echt dran gewöhnen. Man ist einfach immer zu schnell. Nach 2 Wochen war dann das erste Ticket da. Der uniformierte, mit Laserwaffe ausgerüstete Bewegungsmelder mit der Kelle winkte mich ran. "Ich hab Sie schon hinten am Kreisverkehr gesehen, wie sie da aufgedreht haben!". Naja 2500 U/Min würde ich nicht unbedingt als Aufdrehen bezeichnen. Wir befinden uns ja schließlich noch in der Einfahrzeit. Die Hitze im mir stieg etwas auf, hatte ich doch aus dem Augenwinkel irgendwas mit 80 vom Maschinentelegrafen abgelesen. Als dann der ABV etwas von 68 gefaselt hat und noch 3 ablassen wollte, hätte ich fast losgeschrien vor Freude. Vor lauter Glück wollte ich dem Staatsvertreter unbedingt Führerschein+Fahrzeugpapiere zeigen. Leider interessierte er sich nur für den Inhalt meiner Geldbörse. Es wäre also nie aufgefallen, wenn ich die Karre gerade geklaut hätte oder ich ein international gesuchter Steuerhinterzieher wäre. Die Gier macht einfach blind. Trotz 15 Euro weniger in der Tasche hatte ich nach dem Losfahren wieder das breite Grinsen, weil ich glimpflich davon gekommen bin.
Das Fahrwerk ist echt gut gelungen. Die Maschine erscheint für 260kg doch sehr agil. Sie läßt sich sehr zielgenau dirigieren. Leider läßt das mit zunehmend abgefahrenen Hinterradreifen sehr nach und sie wirkt etwas kippelig. Bis auf die Druckstufe hinten habe ich noch keine Einstellungen verändert. Das Fahrwerk macht einen stabilen Eindruck, selbst in Kurven auf schlechten Straßen bleibt sie relativ stabil, kein Vergleich zu einer wabbligen XJR. Die hintere Feder könnte vielleicht etwas weicher sein für meine 75 kg.
Leider ist die Bremse merkwürdig schwach. Zuerst dachte ich noch, die muss sich erstmal etwas einschleifen. So richtig verbessert hat sich das aber nicht. Ob das wirklich die Bremsanlage einer R1 ist? Außerdem muß zufassen wie ein Hufschmied. Da wünsche ich mir doch die fein dosierbare und mit 2 Fingern bedienbare YZF750er Anlage meiner XJR zurück. Mal sehen was so Sinterbeläge von Lucas bringen, die schon bestellt wurden.
Die Sitzposition ist sportlich, man muß sich ganz schön über den Tank legen. Insgesamt ist die Sitzergonomie aber gelungen, auch auf längenen Touren habe ich keine Schmerzen in den Knien, wie das bei der XJR gelegentlich der Fall war. Leider gilt das nicht für den Soziusplatz. Die Fußrasten sind recht hoch angebracht, für eine kleine Überlandtour recht das noch.
Die Gepäckunterbringung ist leider eine Katastrophe. Es gibt zwar eine Gepäckbrücke von H&B, die ist jedoch in der Ausführung praktisch unbrauchbar. Nach ca. 170km hatte sich die Aufnahme in den Gummimuffen los vibriert. Nach dem Auseinandernehmen war das auch klar. Diese Gummis mit Gewinde halten das niemals lange aus. Also mußte mein Kumpel Thomas ran und hat eine zusätzliche Aufnahme angeschweißt. Der Hersteller hätte doch hier wenigstens mal ein paar gescheite Aufnahmen vorsehen können. Es ist wohl nicht als Tourer konzipert. Dabei läßt sich mit dem V2 vorzüglich touren. Ganz wichtig ist auch das Gepäck vor dem Abgasstrahl zu schützen.
Recht dürftig ist auch der Tankinhalt von angeblich 15 Litern, vermutlich sind davon nicht alle nutzbar. Bei normaler Landstraßenfahrt liegt der Verbrauch bei 5,5-6,5 Litern. Bei unserer Tour durch Norwegen lag der Verbrauch weit darunter, einmal errechnete ich 3,9 Liter. Aber die 1953er Harley Panhead von Thomas hat dabei auch nicht mehr verbraucht. Ein Ölverbrauch war auf den ersten 10tkm nicht feststellbar.
Die Reifen von Typ Metzeler Z6E funktionieren auch ganz gut und haben offensichtlich eine lange Laufleistung. Die werden sicher wieder montiert, wenn die Alten abgefahren sind.

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